„Wir4Gemeinsam“ - Mitte Juni wird klar, ob 1,5 Mio. Euro für Kultur im ländlichen Raum die Zielumsetzung fördern.

Die Chance beherzt in die Hand genommen
Gute Stimmung bei Jurybesuch im Prozess Aller.Land.


 

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Aschersleben. Es sei jetzt wohl Region 68, die sie hier besucht, beginnt die ehemalige künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, Hortensia Völckers, das abschließende Jurygespräch mit den Gastgebern in der Cafeteria des Kreishauses. Sie hat die Gesamtleitung für die vier bundesweit eingesetzten Jurys im Förderprojekt Aller.Land. Am Donnerstagnachmittag vergangener Woche traf die Gruppe mit den Jurymitgliedern für die Region Ost in Aschersleben ein, in Begleitung der Projektkoordinatorin aus dem Programmbüro Aller.Land und von Vertretern des Ministeriums für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt. Zuvor waren sie an diesem Tag in Wittenberg. Vier Projekte sind es insgesamt in Sachsen-Anhalt. Die Juryleitung, eine Fachfrau in Sachen Kultur mit Erfahrung und Überblick, nannte das, was sie soeben in den zwei Stunden in Aschersleben gesehen und erlebt hatten, „Überwältigungsstrategie“. Sie sei „beglückt, verwirrt und beeindruckt“ von der Präsentation der Vereine, der kulturellen Vielfalt und Ideen von „Wir4Gemeinsam“.

„Die örtlichen Projektbeteiligten haben im besten Sinn alles aufgefahren, was möglich war. Ein neues Netzwerk ist im Aufbau, ein gemeinsames Konzept entstanden mit Verantwortlichkeiten und Finanzplan. Soviel Engagement für Kultur im ländlichen Raum, der wir ja voller Stolz sind und den wir mit unseren Möglichkeiten gestalten, muss beachtet und sollte belohnt werden“, lässt Landrat Markus Bauer wissen. „Kultur ist auch Bildung, ein Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält, die Menschen braucht und erreichen muss über Struktur- und Kreisgrenzen und Demokratie tragen kann. Es sollte nicht als freiwillige Aufgabe der Kommunen zählen, sondern zählbar finanziert werden können.“

Auch wenn der Landrat zur selben Zeit mit seinen Amtskollegen auswärts zusammentraf und deshalb nicht persönlich vor Ort sein konnte, der Salzlandkreis trägt das Projekt der kooperierenden vier Städte und Gemeinden aus drei Landkreisen und hatte die Antragstellung übernommen. Gemeinsam daher die Hoffnung, dass „Wir 4Gemeinsam“ nach dem Einstieg seit 2024 mit vielen innovativen Ansätzen und Initiativen in der Entwicklungsphase, um ein vielschichtiges Netzwerk und ein tragfähiges Konzept für ein beteiligungsorientiertes Kulturvorhaben aufzubauen, nach Besuch und Bewertung der Jury auch in die Umsetzungsphase ab Mitte 2025 mitgenommen wird.

Das hoffen und wünschen ganz stark auch die direkt benachbarten Städte Aschersleben, Seeland, Falkenstein/Harz und Arnstein aus drei Landkreisen von „Wir4Gemeinsam“. Ihre Bürgermeister und die Bürgermeisterin – OB Steffen Amme, Robert Käsebier, Rico Röse und Janet Klaus -  begrüßten die Jury mit ihren Trümpfen und Argumenten, wo und wie das in Aussicht stehende Fördergeld von 1,5 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre eingesetzt werden könnte, um die Ziele des Programms zu erreichen.

Gefördert werden strukturschwache Regionen für Kultur im ländlichen Raum. 76 sind noch im Rennen, bis zu 30 können weiter gefördert werden vom Bund. Für die anderthalb Millionen über den Zeitraum bis 2030 sind zehn Prozent Kofinanzierung erforderlich. Die Hälfte davon übernimmt das Land Sachsen-Anhalt. Über die andere Hälfte stehen die vier Städte mit den drei Kreissparkassen im guten Kontakt und auch der Landkreis Harz wird das Vorhaben im Förderzeitraum unterstützen.  

Der Schwerpunkt der Arbeit und die Koordination für „Wir4Gemeinsam“ liegt bei der Stadt Aschersleben und dem dort angesiedelten Projektbüro, wo alle Fäden zusammenlaufen. 62 Adressen für Partner sind derzeit aufgelistet.

„Wir wollen unsere ländliche Region als attraktiven Lebensort aktiv gestalten, durch kulturelle Angebote stärken und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Denn die Perspektven für junge Menschen in einer Region zu bleiben, hängen auch von kulturellen Möglichkeiten ab“, betont Ascherslebens Oberbürgermeister Steffen Amme die Bedeutung des Projektes. „In der Entwicklungsphase sind viele gute Ideen entstanden, die wir zukünftig gemeinsam umsetzen möchten. Ich danke allen Projektbeteiligten für Ihr Engagement und hoffe auf eine Förderung mit dem Ziel: Kultur aus der Region für die Region.“  

Zur Präsentation hieß es nach der Begrüßung und ersten Station am Kreishaus in der  Ermslebener Straße Einsteigen in den Kulturbus, der - wie als Idee im Projekt – schon mal die Menschen zur Kultur an Ort und Stelle brachte. Nächste Station Westdorf und die Begegnungsstätte „Alter Pferdestall“. Dort warteten Kunstschaffende auf mit Kostproben aus der Schreibwerkstatt und Zeichenkunst. Weiter führte die kurze Inforeise auf der künftigen Umgehungs- bzw. Verbindungsstraße zu Stationen mit den vier Bürgermeistern, zur Projektidee Kulturbus, mit Darbietungen von Schülern, Tänzern, Sängern, mit Live-Musik bis zum lauten, bunten Hallo der Karnevalisten. Sie boten den Gästen exklusiven Ausblick von ihrem Narrenschiff auf das wachsende Maislabyrinth am Kreisverkehr. Zurück am Kreishaus empfingen Big-Band-Sound und die Vereine den Tross um die Jury zum Austausch, wenn auch nur in einer Art Speed-Dating.

Das neue kulturelle Netzwerk hat sich eindrucksvoll dargeboten. Das zumindest bestätigte die Jury eingangs des Gesprächs in kleiner Runde mit den Projektpartnern zum Abschluss. Nach den Statements und einigen Nachfragen zum vorgelegten Konzept ließ Juryleiterin Völckers nur so weit blicken, dass sie „total beeindruckt“ sei und „hoffe, dass gute Entscheidungen getroffen werden“. Mitte Juni sollen diese Entscheidungen kommen.

Schon seit dem vergangenen Jahr - in der Entwicklungsphase des Aller.Land-Projekts - wurden drei Zukunftswerkstätten als neues Instrument auf die Beine gestellt. Interesse und Resonanz aus den angesprochenen Vereinen und auch aus der Bevölkerung waren von Anfang an groß. Kennenlernen, Mitmachen und Strukturen stärken und verstetigen, das sollen die formulierten Projektideen erreichen. Sie sind Inhalt des Konzepts von „Wir4Gemeinsam“ im Förderwettbewerb: Schaffung eines kulturellen Mittelpunkts der Region, wie das Beispiel des gerade wachsenden Maislabyrinths; die Belebung der Begegnungsstätten mit mehr Veranstaltungen, auch in Kirchen, und Workshops mit Künstlern; ein eigener Kleinprojektefonds zur finanziellen Unterstützung der Vereine; die Erweiterung der Ascherslebener Nachhaltigkeitswoche für alle Schulen der Region; ein rotierender Kulturbus als Antwort auf das Mobilitätsproblem im ländlichen Raum und nicht zuletzt eine nachhaltige Netzwerkstruktur mit jährlichem Fachtag für Kulturschaffende und Vereine und mit zentralen Ansprechpartnern im Projektbüro sowie einem neuen Kulturmanager bei der Stadt Aschersleben. Die finanzielle Abwicklung mit dem Bund will der Salzlandkreis übernehmen.

 

 

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Mit dem Kulturbus, den der Salzlandkreis zur Verfügung stellt, fuhr die Jury die Stationen an. 

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Der luxemburgische Autor Jean Back las im Alten Pferdestall in Westdorf einen Auszug aus einem seiner Werke vor - diese Station stand symbolisch für die geplante Wiederbelebung von Begegnungsstätten und Literaturprojekten.

 

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Schülerinnen und Schüler der Helms Akademie, der Chor der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule und ein Teil der Band von Ventura Fox präsentierten den Song "Gemeinsam". Als tänzerische Begleitung waren die Butzekids des Jugendvereins Elf E.V. im Einsatz.

 

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Vom Narrenschiff aus konnte die Jury den Ermslebener Kreisel (dem geografischen Mittelpunkt der 4 Kooperationsstädte) sehen und dahintergelegen das bereits etwas gewachsene Maislabyrinth, das in den Sommerferien geöffnet werden soll.

 

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Rund 30 Vereine und mehr als 100 Ehrenamtliche waren zur Vereinsmeile vor dem Landkreisgebäude in Aschersleben versammelt, um die Jury am Ende ihrer kleinen Rundreise zu begrüßen und die kulturelle Vielfalt in unserer Region zu präsentieren.

 

 

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